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Termin

Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie

Online-Lesekreis

Donnerstags 17:30-19:00 Uhr

„Als die Autonomie der Subjektivität voraussetzende ist die Wis­senschaft wie die industrielle Produktion, solange sie blind gegen sich selbst bleibt, zugleich eine die Autonomie der Sub­jekte negierende, und das empirische Subjekt, dem das zum Bewußtsein kommt, erfährt die transzendentale Einheit des Selbstbewußtseins, der Substanz des empirischen, als objektiven Schein, die Autonomie der Subjektivität als Negation der der empirischen Subjekte und damit der der eigenen.“ (P. Bulthaup, 1973 und 1996). Weder aus der empirischen Existenz, deren Erfahrung in Anpassung an abstrakte Notwendigkeiten und Kontingenzen zerfällt, noch aus der objektivierten Wissenschaft, die das Einzelne auf seinen allgemeinen Begriff bringt, lässt sich ein Selbstbewusstsein eines empirischen Subjekts gewinnen, das eine inkorruptible Vorstellung von der Autonomie der Subjekte als das Zweck-an-sich-selbst-Sein des Einzelnen hat. Diese Vorstellung hat ihren Ort in der ästhetischen Erfahrung, denn ein Kunstwerk ist im Unterschied zur philosophischen Erkenntnis und zur Biographie ein individuelles Einzelnes und zugleich ein Allgemeines, Geistiges und darum ein in sich Konkretes. Objektiv sind im Kapitalismus Erfahrung und Erkenntnis zerfallen und die theoretische Philosophie kann das Falsche dieser Dichotomie systematisch erklären, aber sie muss dabei – der adäquaten Erkenntnis der Unwahrheit ihres Gegenstand geschuldet - selbst die Abstraktionen verwenden, die sie kritisiert. Kunstwerke operieren im Medium des Scheins und vermögen deshalb in sich die Einheit von Erkenntnis und Erfahrung hervorzubringen ohne sie zu hypostasieren, ihre Brüchigkeit zu kaschieren oder sich selbst zu affirmieren. Den historisch objektiven Gegensatz von Bild und Begriff kann weder Philosophie noch Kunst für sich überwinden, sondern nur die an beiden orientierte Praxis, auf die beide drängen.

Die Aufgabe der Lektüregruppe zur „Ästhetischen Theorie“ Adornos ist es nicht nur, diesen dort entwickelten Begriff von Kunst mittels des Textes zu entfalten, sondern an der ihm immanenten Angewiesenheit auf die Erfahrung einzelner Kunstwerke lebendig werden zu lassen und zu verdeutlichen.

Stand der Lektüre ist am 27.10.2022 die Seite 217 im Band 7 der Gesammelten Schriften.

Termine

Donnerstags 17:30 - 19:30

Die Sitzungen finden bis auf Weiteres online statt. Wir freuen uns über neue TeilnehmerInnen. Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
Kontaktaufnahme für Interessierte über: wertdenichweb.de


Literatur

Literatur: Adorno, Th.W., Ästhetische Theorie, Gesammelte Schriften Bd. 7, Suhrkamp, Ffm. 1970.